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also eine erhebliche Festigkeit besitzen, und trotzdem darf er die in
seinem Innern stark gepresste Luft nicht entweichen lassen; auch
darf kein Wasser in ihn eindringen, kurz, soll er seinen Zweck voll-
kommen erfüllen, so muss er elastisch, luft- und wasserdicht sein.
Diesen Eigenschaften des Kautschuks verdankt die Fahrradindustrie
einen ungeahnten Aufschwung, und umgekehrt, seitdem das Fahrrad
eine so überraschende Aufnahme gefunden hat, befindet sich auch
die Kautschukindustrie in stetig steigender Entwickelung. Beispiels-
weise betrug in England die Ausfuhr von Kautschuk i. J. 1830 nur
23000 kg, 1870 bereits 7756000 kg, 1890 aber 11013000 kg, und in
den Vereinigten Staaten betrug sie 3700000 kg i. J. 1870, i. J. 1890
dagegen 13046000 kg. Falsch wäre es allerdings zu behaupten, dass
auf das Fahrrad allein diese Verbrauchszunahme zurückzuführen ist,
da ja der Kautschuk den verschiedenartigsten Zwecken in immer
grösserem Massstabe dient.
2. Die wichtigste Eigenschaft des Kautschuks, die Elasticität, ist
freilich von sehr zweifelhaftem Werte, solange er sich in rohem Zu-
stande befindet. Der Kautschuk wird nämlich aus dem Milchsaft
verschiedener Brotfruchtbäume und Wolfsmilchgewächse gewonnen,
welche in den Tropen gedeihen. Nachdem in ihre Rinde tiefe Ein-
schnitte gemacht sind, flieset der Saft in Gefäsee; er wird alsdann
über rauchendem Feuer und unter steter Drehung Schicht für Schicht
auf spatelförmige Hölzer gestrichen. Seine Elasticität ist aber jetzt
noch sehr veränderlich; denn bei Kälte wird der Kautschuk hart und
spröde, bei grösserer Wärme dagegen klebrig oder gar dickflüssig,
und er gewinnt seine Elasticität nicht wieder, auch wenn die Wärme
wieder abnimmt. Da machte man zum Glück die Entdeckung, dass
dieser nachteilige Einfluss der Temperatur durch Zusatz von Schwefel
fast gänzlich aufgehoben wird, und erst durch dieses sogenannte Vulka-
nisieren gelangte der Kautschuk zu seiner gegenwärtigen Bedeutung.
Bei Stempeln, Gummibändern und elastischen Geweben, welch
letztere man erhält, wenn man in die Kette (s. Nr. 130) feine Gummi-
fäden spannt, spielt die Elasticität des Kautschuks die Hauptrolle.
Bei Gummispritzen ist es ausserdem wichtig, dass er für die Luft
undurchdringlich ist; seine Wasserdichtigkeit nutzen wir bei Gummi-
sohlen, Gummischuhen und Gummimänteln aus. Wasserdichtes Zeug
stellt man her, indem man Kautschuk in Stein- oder Terpentinöl auf-
löst, diese Masse auf das Gewebe streicht und eine Stoffschicht dar-
über presst. Bei Verschlüssen von Flaschen und Einmachgläsern
sowie bei Fahrrädern kommen alle drei Eigenschaften in Betracht.
Setzt man dem Kautschuk, bevor er vulkanisiert wird, noch einige
andere Stoffe zu, so gewinnt man eine hornartige Masse, das Hart-
gummi, welches durch Polieren eine glänzend schwarze Oberfläche er-
hält. Man stellt daraus Kämme, Knöpfe, Papiermesser, Brillengestelle,
Dosen u. dgl. her; sehr wichtig aber ist seine Verwendung bei elek-
trischen Apparaten, da Hartgummi einerseits durch Reiben stark elek-
trisch wird, andrerseits als guter Nichtleiter zum Isolieren elektrischer
Metalle dient.
Eine dem Kautschuk in den meisten Eigenschaften sehr ähn-
liche Masse ist die Guttapercha; nur dass sie sich durch die Einwir-
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das Brot der Armen, nicht ans den Feldern reifen, damit wir den
unseligen Branntwein daraus bereiten! Als man anfing, aus Korn
Schnaps zu brennen, da murrten die braven Landleute laut und
klagten, „dass man das liebe Brotkorn in ein Gesöff verwandle, welches
Menschen zu rasenden Tieren mache,“ — und jetzt? —----------------------
Naeh dem „Arbeiterwohl.“
*199. Frische Luft.
1. „Von der Luft kann man doch nicht leben!" hört man oft sagen. Von
der Luft allein freilich nicht; aber auch die beste Nahrung erfüllt ihren Zweck
nicht vollständig, wenn der Mensch nicht dafür sorgt, daß er stets frische Luft
einatmet. Der durch die Verdauungswerkzenge zubereitete Speisesaft wird erst
durch die Thätigkeit der Lungen in die Form übergeführt, in welcher er zur Er-
haltung und Erneuerung des menschlichen Körpers dienlich ist, d. h. er wird
mit Hilfe des der Luft entnommenen Sauerstoffs in Blut verwandelt. Daraus
ergiebt sich ganz von selbst, daß man den Lungen möglichst sauerstoffreiche Luft
zuführen muß. Deshalb versäume man nicht, die frische Luft fleißig ans erster
Hand zu genießen, indem man sich häufig im Freien bewegt. Für das Atmen
ist auch die Haltung des Körpers von großer Bedeutung. Wenn man stets zu-
sammengesunken und zusammengekauert sitzt oder beini Gehen einen krummen
Rücken macht, oder wenn man beim Schreiben die Brust an das Pult preßt,
so können sich die Lungen nicht ungehindert ausdehnen. Durch kräftige Bewegung
wird auch die Thätigkeit der Lungen erhöht; deshalb ist der Eislauf noch viel
mehr als ein herrliches Wintervergnügen, und das Turnen im Freien wie im
Zimmer sollte mit immer größerem Eifer betrieben werden.
Leider wird die Luft, die wir atmen, auf mancherlei Weise verunreinigt,
da ihr die verschiedenartigsten Stoffe, die man unter dem Namen „Staub" zu-
sammenzufassen pflegt, in winzig kleinen Teilchen beigemengt sind. Läßt man durch
einen Spalt einen Sonnenstrahl ins Zimmer fallen, so sieht man unzählige
Stäubchen in dem Lichtstrahl hin und her fliegen. Besonders in Werkstätten
bildet sich durch die tägliche Arbeit der verschiedenartigste Staub, der für die
Lungen häufig sehr nachteilig ist, und auf dessen Beseitigung man deshalb eifrig
bedacht sein sollte. Das Schlimmste aber ist, daß im Staub auch eine Unmenge
kleinster Lebewesen enthalten ist, welche allerlei Krankheiten, z. B. Lungen-
schwindsucht, Diphtheritis, Scharlach usw., hervorrufen und fortpflanzen. Es sind
die Spaltpilze oder Bakterien. Ein Gelehrter hat den Gehalt der Luft an
Bakterien berechnet und gefunden, daß 1 cbm Luft über dem Atlantischen Ocean
0,6, auf hohen Bergen 1, in den neuen Stadtteilen von Paris 4 500, in den
älteren Teilen 26 000 Bakterien enthielt. Ein italienischer Gelehrter in Palermo
fand, daß dort in den Monaten Februar bismai 1879, während welchcrzeit 17,3 cm
Regen fiel, in 100 1 Luft 0,102 g organische Stoffe, dagegen in den trockenen
Monaten Juni, Juli und August 0,160 g vorhanden waren.
2. Daß aber der Mensch selbst sein eigner Feind ist, indem er durch das
Ausatmen die Luft ständig verdirbt, wird leider gar zu oft vergessen. Durch
die Atmung scheidet der Mensch fortgesetzt Kohlensäure aus seinem Körper aus.
Die Kohlensäure ist freilich auch ein Bestandteil der freien Lust, von der sie
4/ioooo ausmacht. Wenn aber die Zimmerluft mehr als ^iooo ihrer Menge an
Kohlensäure enthält, so wird der Aufenthalt darin schon unbehaglich. Dazu
kommen nun noch die Ausdünstungen des Körpers, die auch zur Verschlechterung
der Luft beitragen. Es muß deshalb als eine verzeihliche, aber dennoch thörichte
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Atlantischen_Ocean Paris Palermo
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eine gründliche Reinigung der Haut durch Bäder für alle Stände und Lebens-
alter unabweislich erforderlich ist, und daß auch eine sparsame Erneuerung
der Leibwäsche für das körperliche Wohlbefinden kein Vorteil ist.
2. Wenn das Baden keine andere Wirkung hätte, als die Reinigung
des Körpers, so würde eine gründliche Abwaschung ganz dasselbe bewirken
wie ein Bad. Luft und Blut stehen in beständiger Wechselwirkung; das
Blut drängt als die stärkere der beiden Parteien einen Teil seiner Flüssig-
keit nach außen. Beim Bade aber liegt die Sache wesentlich anders. Das
Wasser ist um ein Geringes leichter als das Blut, aber 770mal so schwer
wie die Luft. Das Wasser übt also auf unsere Haut einen bedeutenden Druck
ans, und mit der Hantausdünstung hat es ein Ende, da die Luft fehlt,
welche sie aufnehmen soll. Die feinen Schweißporen und Schweißkanäle
öffnen dem Wasser den Weg in die Tiefe der Haut, wo es nur durch die
dünnen Wandungen der Schweißdrüsen und Adern vom Blute getrennt ist.
Zwischen dem Wasser als leichterer und dem Blut als schwererer Flüssigkeit
kann die gegenseitige Durchdringung*) nicht ausbleiben; das Blut verliert
etwas von seinen Bestandteilen und nimmt dafür Wasser auf. Daß dies
wirklich in ziemlich reichlichem Maße geschieht, weiß jeder, der öfter badet;
denn Baden löscht den Durst. Je wärmer das Wasser ist, desto leichter
geht sein Eintritt in die Blutgefäße von statten. In einem Seebade aber ist
der gegenseitige Austausch durch die Haut geringer als in einem Flußbade.
Nicht zu verachten ist endlich der besondere Vorteil, den ein Schwimmbad
durch die nützliche Bewegung des Schwimmens den Lungen und dem ganzen
Körper leistet.
Die Wärme eines kalten Bades darf nicht unter 18° C. betragen. Das
Bad soll nicht über 10 Minuten dauern; nach dem Bade muß der Körper
sofort mit einem rauhen Handtuche trocken gerieben werden, worauf die
Hautthätigkeit um so lebhafter ihren Fortgang nehmen wird. Ist ein Schwimm-
bad nicht vorhanden, so steht vielleicht ein Brausebad zur Verfügung, und
wenn auch dieses fehlt, so soll man doch wenigstens einmal in der Woche
den ganzen Körper gründlich waschen und kräftig abreiben.
Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß die größeren Städte in neuerer
Zeit wetteifern, allen Volksschichten Gelegenheit zum fleißigen Baden zu
geben. Sie kehren damit zu einem guten Brauch zurück, der im Mittelalter
verhältnismäßig weit mehr als in der Gegenwart in Deutschland anzu-
treffen war. Nach Ludw. Busemann u. a.
*201. Samariterdienste.
I.
1. Im Herbste des Jahres 1886 erlitt ich bei einem Zusammen-
stoss der Pferdebahn mit einem Rollfuhrwerk einen schweren Unfall.
Der linke Scherenbaum des Fuhrwerks durchstiefs die Schutzwand
der vorderen Plattform, quetschte meinen linken Oberschenkel gegen
die Wand des Pferdebahmvagens und zerschmetterte den Knochen.
Glücklicherweise behielt ich die Besinnung und konnte die unbe-
*) Diese findet zwischen zwei Flüssigkeiten von verschiedener Dichtigkeit, die durch eine
poröse Scheidewand voneinander getrennt sind, so lange statt, bis ein vollständiger Ausgleich
herbeigeführt ist; sie heißt „Endosmose" und ist für das Tier- und Pflanzenleben von großer
Wichtigkeit.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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spielen, oder eine auf den Amboss gelegte Nuss so regelrecht knacken, dass
der Kern unversehrt bleibt. Für den Ernstfall genügt es jedoch nicht, dass
der Amboss auf dein flachen Erdboden steht; seine Unterlage bildet vielmehr
eine auf einem haustiefen Fundament aus schweren Gusseisenstücken, sogenannten
Chamotten, aufgebaute Pyramide, deren Gewicht l1/2 Millionen Kilo beträgt,
und die auf einem Rost von schweren Eichenbohlen ruht.
Die Riesenhämmer sind in neuester Zeit durch eine andere Einrichtung
überboten worden, durch hydraulische Schmiedepressen, welche die Kruppsche
Fabrik alsbald in grossem Massstabe eingeführt hat. Zwischen vier cylin-
drischen Stahlsäulen schwebt ein massiges Joch, aus dessen Mitte ein mit
einem Hammereinsatz versehener Eisenkolben nach unten hervorragt. Darunter
steht ein Amboss, für den jedoch kein solch umständlicher Unterbau, wie
beim Hammer „Fritz“ erforderlich ist. Langsam, lautlos und ohne Stofs und
Erschütterung senkt sich der Bär auf das Schmiedestück und presst es der-
artig auseinander, wie es der Riesenhammer nicht zuwege bringen könnte.
Der Presskolben steckt oben in einem Presscylinder, in welchen das einen
Druck von 5 Millionen kg hervorrufende Wasser eintritt.
Nach Max Maria v. Weher u. Friedr. Müller.
Aufg. Gieb an, was für eine Linie der Hammerkopf des „Schwanzhammers“
beschreibt und was für einen Hebel der Hammerstiel bildet!.
*209. Flüssige und feste Kohlensäure.
1. „Ei warum nicht gar! So lasse ich mich nicht zum Narren halten!
Kohlensäure, diese unsichtbare, ungreifbare Luftart soll flüssig, ja sogar fest
werden können! Das macht andern Leuten weiss!“ — Gemach, mein Lieber!
Der Wasserdampf ist doch auch ein luft- oder gasförmiger Körper, und doch
setzt er sich am Küchenfenster in Wassertropfen ab, und das Wasser geht
bei weiterer Abkühlung in den festen Zustand über. Willst du es den Ge-
lehrten verdenken, wenn sie versuchten, ob sie diese Vorgänge bei denjenigen
Gasen, welche für gewöhnlich nur in luftförmigem Zustande vorkommen,
nicht auf künstliche Weise herbeiführen könnten?
Der engliche Naturforscher Faraday (1791—1869) und nach ihm noch
mancher andere hat thatsächlich solche Versuche angestellt. Er brauchte dazu
ein starkes, knieförmig gebogenes Glasrohr (s. Fig. 41), in welches er Schwefel-
säure und dann Soda schüttete. Hierauf schmolz er geschwind das Rohr zu,
schüttelte es heftig, und siehe da, aus dem Gemisch stieg eine Luftart auf.
Kohlensäure musste es sein, die aus der Soda entwich; das wusste Faraday,
und so viel musste es werden, dass sie in dem geringen Raume nicht Platz
genug fand und das Glasrohr, wenn es nicht widerstandsfähig war, zersprengen
musste; das wusste er auch. Deshalb hatte er ein recht dickwandiges Rohr
gewählt; sonst hätte es gar bald eine Explosion gegeben; denn immer neue
Mengen von Kohlensäure stiegen auf. Konnte nicht die Dichtigkeit der
Kohlensäure endlich so gross sein, dass diese wie gepresster Dampf gezwungen
wurde, flüssig zu werden? Eben dies erwartete Faraday. Da das Erwartete
aber nicht eintreten wollte, so liess der ungeduldige Forscher die Abkühlung
hinzutreten. Er tauchte den scheinbar leeren Arm der Glasröhre in eine
Kältemischung (s. Nr. 207), und wirklich, es schlug sich eine Flüssigkeit
darin nieder. Was konnte es anders sein als flüssige Kohlensäure?
Allerdings waren auf diese Weise nur geringe Mengen dieser neuen
Flüssigkeit zu gewinnen; auch war die Gefahr gross, dass das Glasrohr den
Heinecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 21
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starken Druck (etwa 36 Atmosphären) des Gases nicht auszuhalten vermochte.
Ein anderer Naturforscher presste deshalb mittels einer Druckpumpe in eine
starke, eiserne Flasche eine grosse Menge luftförmiger Kohlensäure, welche
nun auch ohne Abkühlung in tropf bar flüssige Form überging. Als man die
Pumparbeit fortsetzte, füllte sich die Eisenflasche gänzlich mit flüssiger
Kohlensäure. Später lüftete man den Stöpsel, und nun schoss die nach Aus-
dehnung begierige Luftart als milchiger
Strahl aus der Flasche und raffte hastig
aus ihrer Umgebung alle erreichbare
Wärme an sich, um sich recht schnell
in die altgewohnte Gasform zurückver-
wandeln zu können. Ja, so gierig und
rücksichtslos ging die befreite Kohlen-
säure zu Werke, dass ein Tröpflein
dem andern die noch vorhandene geringe
Wärme entzog und es zwang, zu er-
starren. So entstanden bei der erschreck-
liehen Kälte von —70° C. schneeähn-
liche Kohlensäureflocken; eine bis dahin
unsichtbare Luftart war sichtbar, fühlbar, greifbar gemacht; doch verursachte
die Berührung mit ihr auf der Haut Blasen, die das Aussehen von Brand-
blasen hatten. Die Flocken schmolzen alsbald zu Kohlensäuremilch zu-
sammen, die sich dann schleunigst als Luftart aus dem Staube machte.
2. „Wenn das alles nicht ein hübsch erfundenes Fastnachtsmärchen
ist, so ist es zum mindesten eine nutzlose Spielerei der Herren Gelehrten!“
— Fehl geschossen, mein Lieber! Wenn dir an einem schwülen Sommertage
ein Glas frischen Bieres so trefflich mundet, wem verdankst du es? Etwa bloss
dem künstlichen Eise? Nein, ebensowohl der flüssigen Kohlensäure, welche
der Wirt aus dicken, eisernen Flaschen in geringen Mengen zum Biere treten
lässt. Sie kühlt den Trank ab, erhält dessen Kohlen säuregeh alt, macht ihn
so schmackhaft und gesund und treibt ihn obendrein in dem Rohre der Bier-
pumpe kräftig aufwärts. — Aber noch eins! Die Riesengeschütze, welche
zur Küstenbefestigung dienen, bedürfen solcher Pulvermengen, dass man um
das Geschützrohr da, wo es den stärksten Druck auszuhalten hat, eine oder
mehrere starke Umkleidungen legt. Wenn nun ein solcher Ring reifst, so
kann kein Hämmern, Stössen und Schieben ihn von dem Riesenleib ab-
bringen. Da wird eine Flasche voll flüssiger Kohlensäure in das Kanonen-
rohr gespritzt. Hu, welche Kälte herrscht jetzt in dem Feuerrohre! Wird
der Kohlensäureschnee mit Äther benetzt, so entsteht eine Kälte (—100 bis
— Ho" C.), in welcher die meisten Gase flüssig und fest werden und Queck-
silber in wenigen Augenblicken hämmerbar erscheint. So kriecht denn auch
das dicke Kanonenrohr zitternd in sich zusammen. Jetzt also von aussen
flink gehämmert, und der gerissene Eisenring weicht den Schlägen mit
Leichtigkeit! Nach Ludw. Busemann u. a.
*210. Maße für mechanische Arbeitsleistungen.
1. Im alltäglichen Leben bezeichnen wir zwar jede körperliche (oder
anch geistige) Anstrengung als Arbeit. Wenn indessen jemand eine Stunde
lang das Gewicht von einem Centner Hielte und dann behaupten wollte, er
habe mit dieser Kraftleistung eine Arbeit ausgeführt, so würden wir ihn be-
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Rohre ein Teil der erzeugten Wärme verloren geht, und ebensowenig kann
man trotz der zweckmäßigsten Einrichtung des Rostes verhindern, daß ein
Teil der Wärme durch den Schornstein entweicht.
2. Es kann vorkommen, daß eine Dampfmaschine an einem Tage eine
gewisse Arbeit leistet, z. B. in jeder Sekunde 1000 kg; 50 m hoch hebt; am
folgenden Tage aber leistet dieselbe Maschine eine weit geringere Arbeit, in-
dem sie etwa in jeder Sekunde 5oo kg 10 m hoch hebt. Woran liegt das?
Vorausgesetzt, daß keine andern Störungen eingetreten sind, kann es nur
an der aus den beweglichen Kolben wirkenden veränderten Dampfspannung
liegen, die man auch Dampfdruck nennt. Diesen kann man messen durch Ver-
gleichung mit einem andern bekannten Druck, und als solchen hat man einen
Luftdruck gewählt, welcher imstande ist, einer Quecksilbersäule von 760 mm
Höhe das Gleichgewicht zu halten. Diesen Druck hat die Luft gewöhnlich
an der Meeresküste, und man bezeichnet ihn als mittleren Luftdruck. Setzen
wir voraus, daß der Querschnitt dieser Quecksilbersäule 1 qcm beträgt, so
würde eine Menge von 76 ccm Quecksilber dem mittleren Luftdruck das Gleich-
gewicht halten. Diese Quecksilbermenge hat ein Gewicht von 1,033 kg, und
wenn nun eine Kraft mit dieser Stärke auf 1 «gern einer Fläche wirkt, so
sagt man: „Der Druck ist eine Atmosphäre groß."
Bei derselben Dampfmaschine kann nun an einem Tage der Dampf-
druck 6, am andern nur 3 Atmosphären betragen, und davon ist die Arbeits-
leistung der Maschine abhängig. Es können aber auch zwei Maschinen unter
demselben Dampfdruck arbeiten und dennoch sehr verschiedene Arbeitsleistungen
aufweisen. Alsdann besitzt der Kolben der eine größere Leistung hervorbrin-
genden Maschine eine größere Oberfläche, als der Kolben der andern Maschine.
Hat z. B. der kleinere Kolben eine Oberfläche von 10 (gern, der größere eine
solche von 40 qcm, so ist unter sonst gleichen Verhältnissen die Arbeit des
größeren Kolbens viermal so groß wie die des kleineren.
Die Meßapparate für die Dampfspannung der Dampfmaschinen nennt
man Manometer. Ihre Einrichtung kann verschieden sein. Das Manometer
steht mit irgend einem Teile des Dampfranmes in Verbindung, und der in
dasselbe eintretende Dampf hat durch seine Spannung irgend einen Wider
stand zu überwinden, z. B. in das Manometer eingeschlossene Luft, oder eine
starke Spiralfeder zusammenzudrücken. Zwischen der zusammenzupressenden Luft
und dem Dampf muß eine Absperrungsflüssigkeit, etwa Quecksilber, vorhanden
sein. Eine nach der Einheit „Atmosphärendruck" eingeteilte Skala zeigt die
Stärke der Dampfspannung an.
Indem das Manometer die Spannung des Dampfes angiebt, dient es
zugleich zur Verhütung solcher Kesselexplosionen, die durch Über-
spannung, d. h. durch die Wirkung eines höheren als des zulässigen
Dampfdrucks entstehen können. Die eigentliche Arbeit jedoch, welche eine
Dampfmaschine leistet, kann nicht mittels des Manometers gemessen werden;
sondern hierzu bedient man sich eines Maßes, welches Pferdearbeit ge-
nannt wird. Eine Pserdearbeit wird von einer Kraft geleistet, welche ein Ge-
wicht von 75 kg in 1 Sekunde 1 m hoch hebt, oder — was dasselbe bedeutet —
eine Leistung von 75 mkg in jeder Sekunde ausführt. Eine solche Pferdearbeit
bezeichnet man wohl auch als eine Pferdekraft (oder Pferdestärke, abgekürzt 158
oder Hp*)), weil ein mittelstarkes Pferd bei einer täglichen Arbeitszeit von
*) Abkürzung der englischen Bezeichnung für „Pferdekrcist" — horse-power sspr. horß peiner).
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
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man u. a. beschaffen: 40 Pfd. Schinken, oder 60 Pfd. Rindfleisch,
oder 90 Pfd. Blutwurst oder 45 Dtzd. Eier, oder 1200 Pfd. Kartoffeln’
oder 63 siebenpfündige Schwarzbrote, oder 200 Liter Milch oder 140
Liter Erbsen oder 200 Pfd. Mehl, und so könnte man das Verzeichnis
noch lange fortsetzen.
3. „So ein Tropfen ist doch ein treffliches Schutzmittel,“ sagt
ein anderer Anwalt des Branntweins, „er erwärmt bei Kälte und
schützt gegen die schädlichen Einwirkungen der Hitze.“ Wohl, für
einige Augenblicke erwärmt er den Magen; aber nachher hat man
ein um so unangenehmeres Kältegefühl. Man lässt sich täuschen,
indem man das vorübergehende Wärmegefühl für Körperwärme hält.
Die Ärzte aber sagen — und die Erfahrung giebt ihnen recht —:
„Wirkliche Körperwärme wird nicht bewirkt durch einen vorübergehend
auf die Magennerven ausgeübten Reiz, sondern durch gesunde Nah-
rung, regelmässige Verdauung, tüchtige Bewegung, angemessene Klei-
dung.“ Wenn der Branntwein gegen Kälte schützte, dann würden
sicherlich Matrosen und Reisende, welche im Eismeere Entdek-
kungsreisen machen, dieses Getränk als unentbehrlich preisen; aber
gerade sie hüten sich am meisten davor; ihre Hauptgetränke sind
Thee und Kaffee. Schiffsoffiziere und -Ärzte versichern einstimmig,
dass die Mannschaften in kalten Gegenden, wenn sie keinen Brannt-
wein gemessen, viel gesunder bleiben, als wenn sie ihn trinken. Jeden
Winter hört man von Todesfällen, die durch Erfrieren eingetreten
sind. Wie häufig haben sich diese armen Menschen vorher mit
Branntwein eingeheizt und ihren Irrtum mit dem Tode bezahlt!
Wäre der Branntwein ein Schutzmittel gegen die schädlichen Wir-
kungen der Hitze, man würde ohne Zweifel seinen Nutzen in heissen
Gegenden längst verspürt haben. Aber im Gegenteil, nach den Be-
richten zuverlässiger Beobachter ist in den heissen Ländern die Ent-
haltung von geistigen Getränken das sicherste Schutzmittel gegen die
vielen Krankheiten, welche die Hitze hervorruft, besonders gegen die
gefährlichen, todbringenden Fieber. In den ungesunden, glühend-
heissen Gegenden Afrikas sind immer diejenigen Soldaten die ge-
sundesten und leistungsfähigsten, die sich des Branntweins und über-
haupt der geistigen Getränke enthalten. Wenn also der Branntwein
in der Glühhitze Afrikas geradezu verderblich wirkt, dann wird er
doch bei uns zu Lande, wo die Hitze bei weitem nicht so drückend
ist, zum wenigsten entbehrlich sein. Verständige Landleute und
Bergleute nehmen während der Sommermonate schon längst ihre
Zuflucht zum Kaffee und stehen sich wohl dabei. Wie war’s denn
in früheren Zeiten, als man den Branntwein noch gar nicht kannte
oder nicht so gebrauchte wie heute? Haben nicht auch früher Kälte
und Hitze die Menschen belästigt? Haben denn damals die Menschen
weniger im Schweisse ihres Angesichts arbeiten müssen als in unsern
Tagen? Musste nicht auch ehemals der Acker bestellt werden? Und
schau die herrlichen Kirchen und Rathäuser aus früheren Jahrhun-
derten an! Bei allen haben die Bauleute viele Tropfen Schweifs
vergossen, aber keinen Tropfen Branntwein getrunken.
4. „Aber soll denn der Branntwein zu gar nichts gut sein?
Habe ich mich doch schon oft mit einem kräftigen „Bittern“ kuriert
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
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(s. Nr. 255) die Macht der Polizeibehörden nicht ausreicht, schreitet auf
Antrag der Civilbehörden die bewaffnete Macht ein; auch hat unter
solchen Umständen der Kaiser das Recht, jeden Teil des Bundesge-
biets in Kriegszustand zu erklären. Mit diesem Augenblicke geht
die vollziehende Gewalt an die Militärbefehlshaber über, deren An-
ordnungen alle Civil Verwaltungsbehörden Folge zu leisten haben.
Die Truppenkörper des früheren Deutschen Bundes vermochten
infolge ihrer lockeren Verbindung und ungleichmäßigen Ausbildung
dem von wohlgerüsteten Grossmächten umschlossenen Deutschland
keinen genügenden Schutz zu gewähren. Darum war auch die Durch-
führung einer zweckmässigen und einheitlichen Heereseinrichtung
eine der ersten Aufgaben des neugeeinten Deutschen Reiches. Bei
Schaffung des Reichsheeres wurden die preussischen Heereseinrich-
tungen zu Grunde gelegt, die seit Scharnhorst (s. Nr. 251) auf der
festen Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht ruhten. Das Reichs-
heer setzte sich fortan aus den Kontingenten der verschiedenen Ein-
zelstaaten zusammen, und diese behaupteten insofern ihr Sonderrecht,
als neben der Reichshoheit eine Kontingentshoheit sich forterhielt.
Der Gegensatz zwischen beiden wird indessen schon dadurch wesent-
lich abgeschwächt, dass sie für Preussen und das Reichsland in der
Person des Kaisers zusammenfallen. Ein ähnliches Verhältnis ist in
einer Reihe anderer Staaten durch Abschluss von Militärkonventionen
herbeigeführt, so dass die einzelnen Kontingente mehr oder weniger
in dem preussischen Kontingente aufgegangen sind. Als besondere
Kontingente sind nur die Armeekorps der Königreiche Bayern, Würt-
temberg und Sachsen bestehen geblieben, und den beiden letztgenann-
ten Staaten sind in noch weiterem Umfange gewisse Vorrechte einge-
räumt worden.
Ein gemeinsames Band umschlingt diese Kontingente in der
Reichs-Militärverfassung, welche ihre Wirkung nach vier Richtungen
hin äußert:
1. Der Heeresaufwand wird aus Reichsmitteln bestritten. Die
Friedensstärke, die im allgemeinen einem Prozent der Bevölkerung
entsprechen soll (jetzt 479229 Mann, Kriegsstärke etwa 4300000 Mann),
wird durch Reichsgesetz festgestellt und unterliegt der periodischen
Bewilligung.
2. Das Heer steht in Krieg und Frieden unter dem Oberbefehl
des Kaisers. Er hat das Recht der Besichtigung und bestimmt —
soweit nicht Feststellungen durch Gesetz getroffen sind — über
Stärke, Gliederung, Verteilung und Heeresdisciplin. Er befiehlt die
Kriegsbereitschaft und ernennt die höheren — in den durch Konven-
tion verbundenen Kontingenten auch die niederen — Offiziere. Die
Bundesfürsten sind oberste Befehlshaber der zu ihren Kontingenten
gehörigen Truppenteile und haben das Recht, diese zu besichtigen.
Der König von Württemberg hat ein weitergehendes Ernennungs-
und Verteilungsrecht; in Bayern steht dem Kaiser im Frieden über-
haupt nur das Recht der Inspektion zu.
3. Die Gesetzgebung über das Militärwesen steht dem Reiche
ausschließlich zu.
4. Einrichtung, Ausbildung und Bewaffnung sind einheitlich
geregelt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Sachsen Württemberg Bayern
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
272 —
des Bodens; 4. durch sein Wühlen lockert er den Boden, wodurch den schwachen
Wurzelfäserchen das Eindringen in die Tiefe erleichtert wird. Das sind Vier-
Tugenden, auf die der Regenwurm stolz sein kann. Mancher Mensch würde
sich glücklich schützen, wenn ihm ebensoviel Gutes nachgerühmt werden könnte,
wie dem unterirdischen Minierer, dem verachteten Regenwurm.
Nach Jul. Stinde u. Emil Budde.
Aufg. Wie denkst du dir das oben erwähnte überschlagsweise Zählen? — Welchen
Gattungeil gehören die erwähnten Tiere an? — Nenne andere „verkannte" Tiere und gieb
den Nutzen an, den sie stiften!
"186. Die Bedeutung des Waldes.
1. Unsere Vorfahren wussten, was sie an ihren Wäldern hatten, in
deren Schatten sie so gerne wohnten. Wenn durch ihre heiligen Haine
der Sturm brauste, oder wenn der Wind im Laube säuselte, so empfanden
sie die Nähe wohlthätiger Gottheiten. Noch immer waltet im Walde die
schirmende, erhaltende, segenspendende Naturkraft am sichtbarsten.
Gross ist die Bedeutung des Waldes für den Menschen wie für den
Haushalt der Natur. In erster Linie ist der Wald als Holzerzeuger von
der grössten Wichtigkeit. Wenn auch das Holz jetzt als Brennstoff weit
weniger als früher benutzt wird, so ist doch seine Verwendung als Bau-
und Nutzholz um so grösser. Kaum ein Gewerbe kann ohne Holz betrieben
werden. Der Zimmermann, der Tischler, der Böttcher, der Drechsler, alle
verarbeiten Holz, und auch in andern Gewerben spielt es eine wichtige
Rolle. Ausserdem aber bietet der Wald Tausenden von Geschöpfen Nahrung
und Unterschlupf, und vielen Pflanzenarten ist er ein trefflicher Nährboden.
Weit wichtiger aber ist sein Einfluss auf die Witterungsverhältnisse
seiner Umgebung. Verlassen wir die heisse, staubige Landstrasse und treten
unter das Laubdach eines Haines, so umfängt uns angenehme Kühle.
Hierher verirren sich die Staubwolken nicht, und man fühlt es der Wald-
luft an, dass sie reich an Wasserdampf ist. Wenn in Garten und Feld
der Boden in breiten Rissen klafft, wenn Blumen und Saaten nach einem
Tropfen Wasser lechzen, dann herrscht unter dem Schutze dichter Kronen
noch Saftfülle und fröhliches Gedeihen. Das Vieh auf der Weide irrt
durstend an ausgetrockneten Gräben und Pfützen umher; Hase und Reh
aber brauchen um einen frischen Trunk nimmer verlegen zu sein. Unter
tausend Wurzeln quillt’s hervor; Tausende von dünnen Wasserfäden rinnen
durch den Waldgrund, wohl geschirmt gegen ausdörrende Sonnenglut. So
ist der Wald ein Bewahrer und Sparer des kostbaren Nasses, das anderwärts
so schnell entweicht.
Zwei Ursachen sind diese Erscheinungen zuzuschreiben. Zunächst
lässt das dichte Laub der Bäume die sengenden Sonnenstrahlen nicht auf
den Waldboden durchdringen und wirft nach Sonnenuntergang die von der
Erde in den kalten Weltraum ausgehenden Wärmestrahlen zurück, so dass
sie nicht entweichen können. Daher ist es im Walde bei Tage kühler,
bei Nacht aber wärmer als im Freien. In derselben Weise wird auch der
Eintritt des Winters und des Sommers durch den Wald verlangsamt und
hinausgeschoben. Ferner ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die den
Waldboden bedeckende Moosschicht gierig Wasser aufsaugt, es in grossen
Mengen in sich aufnimmt und nur sehr allmählich wieder abgiebt.
2. Infolge kräftiger Einwirkung der Sonnenstrahlen findet über dem
freien Lande und noch mehr über dem Wasser eine starke und rasche
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dampfentwickelung statt; dock bleibt der aufsteigende Wasserdampf bei
der hohen Temperatur luftförmig und unsichtbar. Führt nun ein leichter
Luftzug den Wässerdampf über ein ausgedehntes Waldgebiet, wo, wie wir
sahen, die Temperatur niedriger ist, so kühlt sich der Dampf ab und
verdichtet sich zu Wolken. Daher kommt es, dass es in waldreichen
Gegenden öfter regnet, als in waldfreiem Gelände, selbst wenn die Gesamt-
menge des fallenden Regens hier nicht grösser ist als dort.
Wie ganz anders, wo es an Wald mangelt, wo das Gebirge nackte
Wände zeigt, oder der kahle Boden unverhüllt den heissen Sonnenstrahlen
ausgesetzt ist! Da sendet der glühend heisse Erdboden seinen Wassergehalt
und seine Wärmestrahlen in den weiten Raum hinein, und nirgend kann sich
ein schatten- und regenspendendes Wölklein bilden. So liegt das Land da in
wochen-, ja monatelanger Dürre, bis endlich in einem günstigen Augenblick die
lang ersehnten und doch gefürchteten Gewitterwolken aufsteigen und sich mit
unheimlicher Hast zusammenballen. Endlich öffnet der Himmel seine
Schleusen unter Sturm, Donner und Blitz und schrecklich rauschenden
Strömen. Da stürzt innerhalb weniger Stunden eine grössere Wassermenge
vom Himmel herab, als in einem waldreichen Gebiete in vielen Regentagen,
aber zum Entsetzen der Menschen, kaum zum Segen. Wie wird es den
armen Thalbewohnern ergehen! Von den Abhängen ist die fruchtbare
Ackerkrume herabgeschwemmt, und wenn das Unwetter vorübergezogen ist,
so betrachtet der Landmann wehklagend die Stelle, wo einst der Segen seines
Fleisses ihn erfreute.
Auch die Wassergefahr, welche in bergigem Gelände im Frühjahr bei
plötzlichem Schmelzen des Schnees leicht eintritt, droht nur da, wo die
Berge so kahl sind, dass die Wassermassen ungehindert zu Thahl stürzen
können. Sind dagegen die Höhen bewaldet, so wird ein grosser Teil des
Schneewassers vom Moosboden aufgenommen, und nur allmählig teilt der
Wald den ihn umgebenden Gefilden seinen Wasservorrat mit. So erweist
sich der Wald als ein Schutzherr des Geländes, welches sich um ihn her
ausbreitet.
Doch noch weiter erstreckt sich seine schützende Wirksamkeit. An den
Meeresküsten vermag nur der Wald dem Vordringen der alles zerstörenden
wandernden Sanddünen ein Ziel zu setzen. Die Nehrungen der Ostsee können
nur durch Anpflanzung von Wald der Kultur erhalten werden. Die Gewalt
der Stürme aber wird durch den Wald gebrochen. Und der Bergwald! Welch
eine Schutzmauer bildet er gegen herabstürzendes Steingeröll und Lawinen!
Darum Schutz und Pflege für den Wald! Eindringlich erhebt Schiller
diese Forderung in seinem Drama „Wilhelm Teil“’:
Walther: Vater, ist’s wahr, dass auf dem Berge dort
die Bäume bluten, wenn man einen Streich
drauf führte mit der Axt?
Teil: Wer sagt das Knabe?
W a Ith er: Der Meister Hirt erzählt’s; — die Bäume seien
gebannt, sagt er, und wer sie schädige,
dem wachse seine Hand heraus zum Grabe.
Teil: Die Bäume sind gebannt; das ist die Wahrheit. —
Siehst du die Firnen dort, die weifsen Hörner,
die hoch bis in den Himmel ¿ich verlieren?
Heinecks, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen.
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TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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